Wahrheit ist ein wegloses Land
Hintergrund

Zum Roman »Wahrheit ist ein wegloses Land« und der ihm zugrunde liegenden Justizaffäre

    Der Fall von »La Motte du Caire« um die Ermordung der achtjährigen Céline Jourdan und den dieser Tat verdächtigten Richard Roman, zählt bis heute zu den umstrittensten Justizaffären Frankreichs. Sie datiert aus dem Jahr 1988 und fand vier Jahre später in einem spektakulären, von Hunderten von Journalisten begleiteten Schwurgerichtsprozess nur insofern einen vorläufigen Schlusspunkt, als dass trotz des für Roman erfolgten Freispruches die Spekulationen um seine eventuelle Tatbeteiligung nie ein Ende nehmen wollten. Gleichwohl der im selben Prozess mit angeklagte Didier Gentil als überführter Täter zu achtundzwanzig Jahren Haft verurteilt wurde, hat die Familie des ermordeten Kindes und mit ihr ein Gutteil des Dorfes, aber auch der breiten Öffentlichkeit bis heute die Vorstellung von Romans Unschuld nicht akzeptiert.

    Richard Roman hatte seine Tatbeteiligung in einem, wie sich später herausstellte, mit zumindest zweifelhaften Mitteln geführten Polizeiverhör gestanden, dieses Geständnis aber schon achtundvierzig Stunden später vor dem Untersuchungsrichter widerrufen. Er verbrachte vier Jahre in Untersuchungshaft. Im Juni 2008 verstarb der, infolge seiner Haftzeit und der nicht abreißenden Anfeindungen und Beschuldigungen unter schweren Depressionen leidende Richard Roman an einem, heißt es offiziell, akuten Atemproblem in Annecy.